
Partnerinnen Silke Goschler und Dr. Susanne Weckbach, Commercial
Jobsharing in Kanzleien neu gedacht.
Wie kann Jobsharing in Kanzleien funktionieren? Können Anwältinnen in großen internationalen Wirtschaftskanzleien echte Karriere in Teilzeit machen – sogar auf Partnerebene? Und was bedeutet moderne Führung im Jobsharing-Modell bei Fieldfisher wirklich? Silke Goschler und Dr. Susanne Weckbach sind seit November 2023 Partnerinnen bei Fieldfisher Deutschland im Bereich Commercial und beraten anspruchsvolle Mandant:innen aus der Wirtschaft. Gemeinsam leben sie ein innovatives Jobsharing-Modell auf Partnerebene – mit Fokus auf Flexibilität, wirtschaftlichem Denken und zufriedenen Mandant:innen. Im Interview sprechen sie über strategisches Denken in der Rechtsberatung, ihren gemeinsamen Führungsstil als Tandem und darüber, wie sie ihre Karrieren bewusst und mutig gestaltet haben.
Ihr seid beide Partnerinnen bei Fieldfisher und beratet anspruchsvolle Mandant:innen aus der Wirtschaft. Was ist euer strategischer Ansatz, um deren Herausforderungen erfolgreich zu lösen?
In unserer Beratungspraxis ist es essentiell, nicht nur Interesse an Jura, sondern auch an wirtschaftlichen Zusammenhängen zu haben. Unser Anspruch ist es, durch ein tiefgehendes Verständnis für das operative Geschäft der Mandant:innen einen echten Mehrwert zu liefern. Der Schlüssel dabei ist die Kommunikation. In kaum einem Rechtsbereich ist es so wichtig „die Sprache der Mandant:in“ zu sprechen und gleichzeitig juristisch präzise und anspruchsvoll zu bleiben, zumal unsere Ansprechpartner häufig direkt aus dem Business kommen. Damit meinen wir nicht nur das Beherrschen der vielen Abkürzungen und Fachbegriffe, die überall auftauchen, sondern auch und vor allem pragmatische und praxistaugliche Empfehlungen. Ein häufiges Feedback, das wir von den Mandant:innen bekommen ist „Danke! Das ist das erste Mal, dass ich eine Einschätzung von einem Anwalt sofort verstehe und auch direkt umsetzen kann.“ Oder auch „Sie kennen sich aus. Sie stellen genau die richtigen Fragen.“
Gibt es ein konkretes Mandat oder Projekt, das besonders gut zeigt, wie ihr komplexe wirtschaftliche und rechtliche Probleme angeht? Was war dabei euer größter Hebel?
Unser größter Hebel ist die Erfahrung gepaart mit dem wirtschaftlichen Verständnis, um die Mandant:innen zu den wichtigsten rechtlichen Themen hin- und erfolgreich durchzuführen. Besonders spannend ist die Begleitung von ausländischen Unternehmen beim Markteintritt in Europa. Dann werden die ganzen Vorteile einer internationalen Wirtschaftskanzlei mit Full-Service-Angebot sichtbar. Kolleg:innen aus den unterschiedlichsten Rechtsbereichen und Ländern müssen eingeschaltet und koordiniert werden. Am Anfang überlegen wir gemeinsam mit der Mandantin, wie sie den Markt am besten erschließt, durch die Gründung eigener Gesellschaften im Inland oder durch Kooperationen und Vertriebspartner, bzw. welche Art von Vertriebssystem (Handelsvertreter, Vertragshändler). Geht das geplante Vorgehen einheitlich für Europa oder sind unterschiedlich Ansätze sinnvoll? Wie ist unsere Erfahrung aus früheren Projekten? Danach kommt die Umsetzungsphase, in der wir selbst vor allem das gesamte Vertragsportfolio erstellen bzw. an den deutschen Markt anpassen und verhandeln. Aufgrund unserer Erfahrung und unseres fundierten Verständnisses des Geschäftsmodells können wir dabei gezielt auch auf Themen außerhalb unseres Beratungsbereichs hinweisen und schnell und nahtlos das Fachwissen anderer Kolleg:innen einholen. Das schätzen die Mandant:innen sehr.
Jobsharing in Kanzleien auf Partnerebene ist innovativ und für eine internationale Wirtschaftskanzlei unserer Größe ungewöhnlich. Wie verändert es eure Arbeit konkret – für euch selbst, aber auch für eure Mandant:innen?
Wir verstehen uns nicht als einzelne Partnerinnen, sondern als Team. Wir teilen Verantwortung, Aufgaben und Zuständigkeiten. So kann sich jede auf ihre aktuelle Aufgabe fokussieren und muss nicht alles gleichzeitig machen. Dies ermöglicht uns und unseren Mandant:innen eine bessere Erreichbarkeit sowie schnellere und effizientere Bearbeitung der Themen. Nach wie vor hat jede von uns ihren besonderen Beratungs- und Branchenschwerpunkt. Dennoch können wir uns bei Bedarf jederzeit vertreten, da wir uns regelmäßig über unsere aktuellen Mandate austauschen. Ein wertvolles Bindeglied ist dabei auch unser Associate, der meist ebenfalls mit einer von uns im Mandat ist.
Darüber hinaus sind wir gegenseitig absolut wertgeschätzte Sparringspartner. Dadurch gewinnen wir Flexibilität, einen erweiterten Horizont durch unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen, fachlichen Austausch, ehrliches Feedback und vieles mehr. Das kommt wiederum den Mandant:innen zugute.
Ganz ohne Herausforderungen geht es aber natürlich auch nicht. Wir arbeiten stetig daran, das Vertrauen und die gemeinsamen Ziele sicherzustellen. Zudem gerät das Modell außerhalb unseres Tandems wegen seiner Seltenheit noch an manchen Stellen an seine Grenzen. Vor allem gegenüber Anwälten auf der Gegenseite müssen wir hin und wieder Aufklärungsarbeit leisten. Von den Mandant:innen haben wir bisher ausschließlich positives Feedback erhalten. Erst kürzlich haben wir im Rahmen eines Pitch-Verfahrens die Rückmeldung erhalten, dass eine Zusammenarbeit mit uns und Fieldfisher für die potentielle Mandantin vor allem aufgrund unseres Jobsharing-Modells für sie so interessant sei und sie nur deshalb einen Kanzleiwechsel in Erwägung zieht. Innovation lohnt sich!
Wie definiert ihr gute Führung – und was wünscht ihr euch in dieser Hinsicht für die Zukunft unserer Branche?
Gute und moderne Führung definiert sich für uns durch eine Kombination aus unternehmerischem Denken, ethischem Handeln und der Fähigkeit, ein inspirierendes, unterstützendes und vertrauensvolles Arbeitsumfeld zu schaffen. Eine gute Führungskraft sollte in der Lage sein, klare Ziele zu setzen, transparent zu kommunizieren und das Team zu motivieren, diese Ziele gemeinsam zu erreichen. Zudem ist es wichtig, dass Führungskräfte offen für Feedback sind und auch selbst an der eigenen Entwicklung arbeiten. Auch hier schafft unser Jobsharing-Modell Mehrwert durch die gemeinsame Wahrnehmung der Führungsrolle und das Korrektiv durch die jeweils andere.
Für die Zukunft unserer Branche wünschen wir uns Führungskräfte, die nicht nur fachlich exzellent sind, sondern auch soziale Kompetenzen und Empathie mitbringen und erkennen, dass dies auch ein „Arbeiten an sich selbst“ erfordert. Bei Fieldfisher nehmen alle Partner:innen seit ein paar Monaten an der „Leadership Journey“ teil. Das ist ein tolles Programm, bei der genau solche Dinge rund um moderne Führung im Fokus stehen. Solche Programme sollten alle Kanzleien anbieten.
Wenn ihr auf eure Karriere blickt: Was war ein besonders prägender Moment, der euch als Juristinnen weitergebracht hat?
Das lässt sich nicht auf einen Moment herunterbrechen. Jeder Stellenwechsel, jedes Mandat, jedes Secondment und letztlich sehr viele Kolleg:innen, die uns auf unserem bisherigen Karriereweg begleitet haben, haben uns als Juristinnen weitergebracht und zu dem gemacht, was wir heute sind.
Aber:
Silke: Wenn man einen Moment herausgreifen möchte, dann war das eine Recruiting-Veranstaltung einer Kanzlei direkt nach meinem Examen. Ich bin eigentlich nur mit einer Freundin mitgegangen, da ich damals unbedingt in die Justiz wollte. Nach der Veranstaltung hatte ich einen Job bei dieser Kanzlei und meine Freundin ist in die Verwaltung gegangen.
Susanne: Sehr prägend war für mich mein knapp einjähriges Secondment in der Rechtsabteilung eines führenden Pharmaunternehmens. Die Tätigkeit in der Rechtsabteilung, die teilweise sehr nah an unserer Tätigkeit im Bereich Commercial ist, hat mich darin bestätigt, dass Commercial für mich das Richtige ist. Die enge Verzahnung von Jura und operativen Prozessen ist genau mein Ding. Darauf war auch schon mein Studium ausgelegt, nachdem ich neben Jura auch eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung absolviert habe.
Welche Karriereschritte habt ihr bewusst geplant – und wo habt ihr Chancen eher spontan genutzt?
In einer Großkanzlei stellt sich schon sehr früh die Frage, ob man eigentlich Partner:in werden möchte. Wenn man sich das vorstellen kann, ist eigentlich jeder Schritt bewusst in diese Richtung ausgelegt, z.B. unsere Fokussierung auf etwas unterschiedliche Beratungsfelder. Was nicht heißt, dass man sich auf dem Weg dorthin nicht auch anders entscheiden kann.
Sehr intensiv geplant haben wir unser Jobsharing-Modell und unseren Wechsel zu Fieldfischer. Vieles andere hat sich eher spontan ergeben, sei es die Möglichkeit für Secondments oder Kanzleiwechsel.
Was macht Fieldfisher für euch als Kanzlei besonders – und warum passt dieses Umfeld so gut zu eurer Arbeitsweise?
Fieldfisher ist jung und ambitioniert, innovativ und offen für neue Ideen und Modelle. Diese Innovationsfreude sowie das kollegiale Miteinander macht Fieldfisher zur perfekten Plattform für unser Jobsharing-Modell, das in Großkanzleien noch kaum etabliert ist. Unser Modell fördert die Zusammenarbeit und den Austausch von Fachwissen, was zu einer flexibleren und dynamischeren Arbeitsweise führt. Dadurch können wir nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch maßgeschneiderte Lösungen für unsere Mandant:innen entwickeln. Diese Synergie zwischen unserer modernen Herangehensweise und der offenen und fortschrittlichen Kultur von Fieldfisher ermöglicht es uns, gemeinsam neue Wege zu beschreiten und die Zukunft der Rechtsberatung aktiv mitzugestalten.
Was sollten junge Jurist:innen aus eurer Sicht mitbringen, um heute erfolgreich zu sein – fachlich und strategisch?
Neben fundierten rechtlichen Kenntnissen insbesondere auch eine gewisse Technikaffinität und Vertrautheit mit modernen Technologien und Legal Tech, um effizient arbeiten zu können.
Darüber hinaus Neugier, Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen, Lust sich in neue Sachverhalte/Themen einzuarbeiten, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, Spaß am Networken und vor allem: Spaß bei der Arbeit.
Was macht euch beiden am meisten Freude an eurer Arbeit?
Da wir mit verschiedenen Mandanten in unterschiedlichen Branchen arbeiten, bleibt es immer abwechslungsreich. Als Commercial Anwältinnen schätzen wir es sehr, eng mit dem Business unserer Mandant:innen zusammenzuarbeiten und damit auch einmal eine andere Perspektive einnehmen zu können. Wir sind häufig nicht nur rechtliche Berater, sondern generell ein Sparringspartner für unsere Mandant:innen. Darüber hinaus freuen wir uns auch täglich über unser Tandem-Modell und den Austausch miteinander und dem gesamten Team.
Fieldfisher und Du?
Wenn Du es spannend findest, wie Fieldfisher Jobsharing in Kanzleien neu gedacht hat und von den Erfahrungen von Silke und Susanne inspiriert wurdest, dann könnte hier der perfekte Ort für Deine berufliche Weiterentwicklung sein. Hast Du Lust auf eine Kanzlei, die auf moderne Führung, offene Kultur, echten Teamgeist, Vielfalt und individuelle Entfaltung setzt? Fieldfisher bietet eine spannende Karriere in Teilzeit oder Vollzeit für engagierte Menschen wie Dich. Informiere Dich hier.